Have any questions?
+44 1234 567 890
Erster Open Source Business Day in der Bremer Handelskammer
Am 21. Mai fand in der Handelskammer Bremen zum ersten Mal der Open Source Business Day statt, der von der Open Source Business Alliance (OSBA) initiiert und von der DECOIT® GmbH organisiert wurde. Im Fokus stand dabei der Einsatz freier Software mit offenem Quellcode für den Mittelstand. IT-Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft gaben dabei einen Einblick wie mittelständische Unternehmen Open Source Software (OSS) effektiv einsetzen können. Die Vorträge wurden durch einen Ausstellerbereich, dem sog. „Markt der Möglichkeiten“, abgerundet. Die DECOIT® GmbH war sowohl an den Vorträgen sowie an der Ausstellung mit Ergebnissen ihrer Forschungsprojekte beteiligt.
Open Source Software (OSS) wird bereits in vielen Unternehmen kosteneffizient und flexibel eingesetzt. Trotzdem zögern größere Mittelständler oftmals OSS einzusetzen, aufgrund verschiedener Vorurteile, die immer noch kursieren: Konfiguration und Pflege ist zu aufwändig, kein Hersteller-Support im Fehlerfall, es sind zu viele Bugs enthalten oder es ist keine Dokumentation verfügbar. Damit wollte die Veranstaltung aufräumen, weshalb OSS aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde.
Begrüßt wurden die Teilnehmer als erstes von Andreas Köhler von der Handelskammer Bremen, der auf die Wichtigkeit von Software-Entscheidungen für Unternehmen aufmerksam machte. Diesen Faden nahmen die Vorstandsmitglieder Andreas Rösler und Peter Ganten der Open Source Business Alliance (OSBA) gerne auf. Während Herr Rösler in das Thema Open Source einführte, wurde von Herrn Ganten die digitale Souveränität in den Vordergrund geschoben. Denn laut seiner Meinung kann man nur mit OSS handlungsfähig bleiben, ohne von bestimmten Herstellern abhängig zu sein. Als Beispiel wurde Huawei genannt, die gerade am Vortag durch Sanktionsmaßnahmen der USA neuere Updates von Google-Android nicht mehr einspielen können. Hier hat man sich in eine zu starke Abhängigkeit begeben. Aus diesem Grund wird gerade mit der Politik eine gemeinsame Richtlinie erarbeitet, die die digitale Souveränität von Daten, Schnittstellen, Quellcode etc. untersucht. Ziel ist es herauszufinden, wo man sich bereits zu sehr von Herstellern abhängig gemacht hat bzw. wo Handlungsbedarf besteht, um auch zukünftig handlungsfähig zu bleiben. An dieser Definition wird auch von Peter Ganten aktiv mitgearbeitet.
In der Kaffeepause konnten sich die Teilnehmer ausgiebig im „Markt der Möglichkeiten“ umsehen. Hier wurde auch ein Prototyp der DECOIT® GmbH gezeigt, der aus dem CLEARER-Projekt entstanden ist. Dieser ist in der Lage in Kombination mit einem NAC-System die IT-Sicherheit zu messen und darzustellen. Zusätzlich werden durch CLEARER klare und verständliche Handlungsempfehlungen gegeben. Diesen Weg wird man weiter beschreiten, weshalb im April das neue BMBF-Forschungsprojekt GLACIER gestartet wurde. In diesem Projekt will man die Anomalie-Erkennung noch effizienter gestalten.
Der Vortrag von Prof. Dr. Kai-Oliver Detken, Geschäftsführer der DECOIT® GmbH, zeigte im Anschluss auf, dass auf der einen Seite noch viel zu wenig in die IT-Sicherheit von mittelständischen Unternehmen investiert wird und auf der anderen Seite viele Lösungen aus dem Open-Source-Bereich genutzt werden können. Hier ist Open Source sogar so erfolgreich, dass proprietäre Hersteller oftmals vorhandene OSS-Tools als Basis für ihre eigenen Lösungen nehmen. Stand der Technik sind heute Monitoring-Lösungen, die die Verfügbarkeit überwachen. Wichtiger wäre es hingegen die Zugänge zum Unternehmensnetz zu kontrollieren (NAC-Systeme) und die IT-Sicherheit messbar zu machen (SIEM-Systeme). Die DECOIT® GmbH nutzt dazu auf der einen Seite Standardlösungen, entwickelt aber auf der anderen Seite in ihren Forschungsprojekten auch neue Lösungen hinzu. Gerade im Bereich der IT-Sicherheit sollte man laut Referentenmeinung auf Open Source setzen, da der Quellcode einsehbar ist und Fehler offen kommuniziert werden.
In der Talkrunde am Ende der Vortragsreihe wurden alle Referenten noch einmal von Andreas Köhler gefragt, wie man Open Source Software (OSS) noch mehr etablieren kann bzw. woran es noch hapert. Dazu wurde von Peter Ganten noch einmal auf die digitale Souveränität hingewiesen, die man versucht in Berlin mit politischen Gremien zu diskutieren. Prof. Kai-Oliver Detken würde sich hingegen wünschen, dass die Unternehmen risikobereiter und innovationsfreudiger werden. Nach eigener Erfahrung werden in mittelständischen Unternehmen Entscheidungen oftmals „aus dem Bauch heraus“ getroffen, ohne eine wirkliche Evaluierung der Möglichkeiten oder eine Einbeziehung externer Experten. Solange man nur nach der Konkurrenz schaut und eingeschlagene Wege nicht in Frage stellt, ist keine Innovation möglich. Prof. René Peinl bekräftigte zusätzlich, dass Innovation durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen weiter gefördert werden kann und rief alle Beteiligten dazu auf solche Kooperationen mehr zu suchen. Andreas Rösler sah nicht die fehlende Risikobereitschaft als Problem an, sondern das fehlende Risikobewusstsein. Viele Unternehmen wissen daher gar nicht, dass sie in eine Hersteller-Sackgasse geraten sind oder welche technischen Probleme sie durch den Einsatz proprietärer Software bekommen werden.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Teilnehmer einig: Software-Lösungen sollten auf die Anforderungen eines Unternehmens zugeschnitten sein, unabhängig ob man quelloffene oder proprietäre Software verwendet. Dabei überwiegen mit Open Source Software (OSS) mehr die Chancen, als die Risiken.